Dr. med. Heiner Dörfler
– Assistenzarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich seit 2015
– Wissenschaftlicher Assistent in Neurowissenschaften / Psychoaktive Substanzen bei der Beckley Foundation in Oxford und London 09/14-03/15
– Dr. med. (veröffentlicht 2015): Qualitative Forschung in Kolumbien (2008-2010) “Indigene Medizin im ärztlichen Umfeld Kolumbiens – ayahuasca-Rituale in der Großstadt”
– Studien über den Gebrauch von yagé (ayahuasca) bei Gemeinschaften der Inga (Mocoa), Siona (Puerto Asis) und Kofán (Orito, Sucumbios) 2015 und 2016 – aktiv in der Unterstützung von Medizin- und Bildungsprojekten
– Medizinstudium an der Universität Halle-Wittenberg
– Freizeitaktivitäten: Capoeira, Meditation
topic 2016 : Die Yagé-Medizin, ihr Weg in die westliche Gesellschaft und die Bewahrung traditionellen Wissens
Die Dissertation beleuchtet die Ayahuasca-Praxis im medizinischen und psychotherapeutischen Setting in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens. Fünf Fallstudien zeigen die interkulturelle Symbiose von Wissen und Praxis, die in der Zusammenarbeit zwischen traditionellen Heilern und Ärzten stattfindet.
Drei Allgemeinmediziner, ein Psychiater und eine Psychologin, die Ayahuasca in ihre Behandlungskonzepte integrieren, wurden interviewt. Ayahuasca kann Prozesse der Reflexion, sowie der Bewusstheit und Akzeptanz des Selbst fördern, was zu einer verbesserten Bewältigung und auch Heilung von Krankheiten führen kann. Die von den Patienten genannten Auswirkungen von Ayahuasca-Ritualen beinhalten vermehrte Klarheit und Gelassenheit, sowie eine Verbesserung des Selbstbewusstseins und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Der aktuelle Trend hin zur integrative Medizin ermutigt zur weiteren Erforschung des rituellen Gebrauchs von Ayahuasca, dessen psychologischen Effekte und rechtliche Angelegenheiten. Die Etablierung von Forschung in komplementärer und traditioneller Medizin und die Integration sozialer und kultureller Herangehensweisen kann zu einer Destigmatisierung von Ayahuasca als Droge und zur Akzeptanz traditioneller Wege der Wissenserlangung beitragen.
Der Gebrauch von Ayahuasca breitet sich in der Welt aus. Traditionell dürfen nur Taitas (Heiler) Ayahuasca-Zeremonien durchführen. Eine Ausbildung zum Heiler dauert viele Jahre. Die Ältesten des Amazonas sind besorgt über die Kommerzialisierung und den unangemessenen Ayahuasca-Gebrauch durch “falsche Taitas”. Gleichzeigtig sind traditionelle Gemeinschaften durch Faktoren wie Land Grabbing, Bergbau, Ölförderung oder den Krieg gegen Drogen bedroht. Sie sind gezwungen, sich an die westliche Kultur anzupassen, um zu überleben. Während Reisen in die Putumayo-Region (Kolumbien) 2015 und 2016 wurden diese Angelegenheiten mit Taitas, politischen Stellvertretern und Lehrern von sechs verschiedenen indigenen Gemeinschaften diskutiert.
Das Interesse der westlichen Mainstream Kultur an dieser potenziellen Medizin steigt. Wie kann man Forschung betreiben und dabei gleichzeitig traditionelles Wissen und Kultur respektieren? Um traditionelles Wissen über Heilpflanzen und Ökosysteme zu erhalten und um dieser alten Medizin angemessenen begegnen zu können, müssen wir mit indigenen Gemeinschaften zusammenarbeiten.
http://digital.bibliothek.uni-halle.de/id/2317594