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ansgar_rougemont-buecking-150ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Vater von zwei Kindern und passionierter Bergsportler. Jahrgang 1971,nach dem Medizinstudium in Deutschland und Frankreich arbeitet er seit 15 Jahren in der französischsprachigen Schweiz. Ihn interessieren besonders die erworbenen psychiatrischen Erkrankungen, die die Gesellschaft der Gegenwart vor grosse Herausforderungen stellen: Suchterkrankungen und posttraumatische Belastungsstörungen.

Ansgar Rougemont-Bücking war jahrelang als leitender Oberarzt einer ambulanten Suchtklinik tätig. Des Weiteren hat er als Forscher an mehreren renommierten Forschungsprojekten in der Schweiz und den USA  teilgenommen und auch selbst eine grosse Studie zum Thema Psychotrauma und Sucht geleitet. Als ausgebildeter EMDR-Therapeut (eye movement desensitization and reprocessing) betreut er Patienten in eigener Praxis in Vevey; zudem arbeitet er am Universitätsklinikum Lausanne an der wissenschaftlichen Auswertung einer epidemiologischen Kohortenstudie, welche Daten zur soziodemografischen Situation, zur psychiatrischen Komorbidität, sowie auch zum Substanzkonsum von jungen Schweizern erfasst (www.c-surf.ch)


https://www.researchgate.net/profile/Ansgar_Rougemont-Buecking
Zwischen Spiel und Schmerz: der Lebenszyklus und das endogene Opiatsystem

Ziel des Vortags ist es, die grundlegenden Funktionen des endogenen Opiatsystems anschaulich darzustellen. Dieses System spielt bei Säugetieren eine wichtige Rolle bei der neuronalen Verarbeitung von angenehmen, wie auch unangenehmen Reizen. So ist z.B. die freudvolle soziale Interaktion mit anderen Menschen (play; social bonding) ein Vorgang, der mithilfe von endogenen Opiaten im Gehirn vermittelt wird. Im Gegenzug hierzu ist der plötzliche Verlust eines geliebten Menschens (separation distress) ein höchst schmerzhafter psychischer Prozess, der ebenfalls im endogenen Opiatsystem in Form eines Mangel-oder Karenzsyndroms vermittelt wird. Bekanntlich sind Opiatwirkstoffe wie Morphin, Methadon etc. seit langer Zeit fester Bestandteil der medikamentösen Behandlung in der Medizin, wobei sie hier ausschliesslich zur Schmerzbehandlung und zur Substitutionsbehandlung bei schwerer Opiatabhängigkeit verordnet werden. Vor dem Hintergrund der grundlegenden Erkenntnisse über die Bedeutung des Opiatsystems im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von freud- oder schmerzvollen zwischenmenschlichen Beziehungen, wird seit einigen Jahren die Frage diskutiert, ob nicht auch eine Verordnung von Opiatwirkstoffen in psychiatrischen Krisensituationen sinnvoll und sicher sein kann. Der Vortrag veranschaulicht anhand von klinischen Fallbeispielen die grosse Relevanz dieser Fragestellung und stellt den aktuellen Stand dieser Diskussion dar.