Die neue Nutt-Studie – Erweiterte Erkenntnisse zur Risikobewertung psychoaktiver Substanzen aus europäischer Perspektive Jörg Simon Schmid
Bei der „Nutt-Studie“ handelt es sich um eine international breit rezipierte, aber auch kontrovers diskutierte Studie, die 2007 an der University of Bristol unter der Leitung von Prof. David Nutt durchgeführt wurde. Ziel der Studie war es, das Risikopotential von psychoaktiven Substanzen auf wissenschaftlicher Basis zu erheben und auf mehreren Dimensionen vergleichbar zu machen
Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Empfehlungen stießen in Regierungskreisen auf wenig Gegenliebe, woraufhin Nutt 2009 seines Amtes als Vorsitzender des Advisory Council on the Misuse of Drugs (AMCD) enthoben wurde. Im Jahr 2010 veröffentlichte David Nutt zusammen mit dem von ihm begründeten Independent Scientific Commitee on Drugs (ISCD) eine Folgestudie. Diese ermöglichte auf Basis einer multikriteriellen Entscheidungsanalyse (MCDA – multi-criteria decision analysis) eine noch komplexere Einschätzung der Risiken psychoaktiver Substanzen. Für seinen ungebrochenen Einsatz wurde Nutt im Jahr 2013 von dem Magazin Nature mit dem renommierten John Maddox Preis für sein engagiertes Einstehen für Wissenschaftlichkeit ausgezeichnet.
Auch die aktuelle Nutt-Studie (2013) basiert auf der multikriteriellen Entscheidungsanalyse als methodische Grundlage. Während sich die vergangenen Studien aus dem Jahr 2007 und 2010 noch dem Vorwurf ausgesetzt sahen, in ihrer Reichweite lediglich auf das Vereinigte Königreich (UK) und die dort herrschende Gesetzgebung begrenzt zu sein, geht die neue Studie im Jahr 2013 einen Schritt weiter. Die Einschätzungen bezüglich der Gefährlichkeit einzelner psychoaktiver Substanzen werden nun von Wissenschaftlern und Experten aus ganz Europa vorgenommen, womit der Grundstein für eine gesamteuropäische Perspektive innerhalb der Drogengesetzgebung gelegt werden könnte.
Neben einer Vorstellung der aktuellen Erkenntnisse und methodischen Veränderungen möchten wir mit ihnen diskutieren, welche Implikationen sich aus der europäischen Perspektive für Politik und Wissenschaft ergeben.
Maximilian Heyden
ist Mitarbeiter im Bildungs- und Präventionsprojekt REBOUND am Institut für Medizinische Psychologie im Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikum Heidelberg. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit Gesundheits-, Bildungs- und Drogenforschung.
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