* 1979 in Österreich, studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Wien und Media and Cultural Studies in London. Freie journalistische Tätigkeit, bis 2014 Redakteur bei skug. Journal für Musik, seit 2016 Mitherausgeber von TUMULT. Schriften zur Verkehrswissenschaft. Seit 2009 als Doktorand an der Akademie der bildenden Künste, Wien und aktuell Junior Fellow am Internationalen Forschungszentrum für Kulturwissenschaften (IFK, Wien).
topic 2016 :
Zur Genealogie des Meskalins (1887-1919)
Meskalin gilt auch heute noch als „Meter“ für die Klasse der psychedelischen Substanzen, da es als Erstes wissenschaftlich systematisch erforscht worden ist. Aber wie wurde aus einem mexikanischen Kaktus überhaupt eine chemische Reinsubstanz?
1888 veröffentlichte der Berliner Toxikologe Louis Lewin erste Resultate seiner Untersuchung von Kakteenproben, die er von seiner Amerikareise mitgebracht hatte. Es handelte sich dabei um den Peyote-Kaktus (Lophophora williamsii), der bei manchen Völkern Mexikos (den Kiowa, Tarahumara, Huicholen, etc.) traditionell als spirituelles ,Fahrzeug‘ genutzt und verehrt wird. Die ersten Tests „am Thier“ führten zur Identifikation diverser Alkaloide, aber erst dem Chemiker Arthur Heffter, der auch Selbstversuche machte, gelang 1897 das für die „schönen Farbvisionen“ hauptverantwortliche „Mezcalin“ zu isolieren. Nachdem Ernst Späth 1919 in Wien die erste Vollsynthese dieser Substanz hergestellt hatte, kam es an deutschen Universitätskliniken zu einem regelrechten Forschungsboom: In der Annahme mittels Meskalin transitorische Psychosen auslösen zu können, machte man sich an die systematische Erfassung des Wahnsinns. Um zu verstehen, wie es zu dieser pathologisierenden Engführung kam, soll die disziplinenübergreifende Konstituierung des Forschungsgegenstands Meskalin rekonstruiert und dessen Einsatz als „Psychotomimetikum“ einer kritischen Revision unterzogen werden.