In seiner Dissertation „Integrativer Umgang mit Drogen bei Jugendlichen“ untersucht Simon Schmid anhand von narrativen Interviews biographisch relevante Faktoren und Prozesse bei der entwicklungspsychologischen Integration von Drogenerfahrungen bei Jugendlichen.
Leitende Fragestellungen sind unter anderem:
Mit welchen Herausforderungen sehen sich Jugendliche während der Phase der Adoleszenz konfrontiert? Wie gehen sie mit damit um? Wie werden sie dabei unterstützt? Und schließlich: Welchen Sinn sehen die Jugendlichen selbst in ihren Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen?
In seinem Vortrag stellt Simon Schmid erste Ergebnisse seiner Arbeit vor.
Abstract:
Knapp 35% der jungen Erwachsenen und über 10% der Jugendlichen gaben an, bereits Erfahrungen mit illegalen Drogen wie Cannabis, Amphetaminen, Ecstasy, LSD, Kokain, Crack oder Heroin gemacht zu haben (Lebenszeitprävalenz). Im Jahr 2015 wurden insgesamt rund 276.734 Rauschgiftdelikte erfasst und 1226 Menschen starben an illegalen Drogen (Reitox Bericht 2015). Jugendliche trinken sich ins „Koma“ und insgesamt bis zu 200.000 Menschen starben an den Folgen des Missbrauchs der legalen Drogen Alkohol und Tabak (Drogen- und Suchtbericht 2016)
So oder so ähnlich klingen die meisten medialen Meldungen, die im Zusammenhang mit Drogenkonsum stehen. Diese Sichtweise, die den öffentlichen Diskurs bestimmt, ist jedoch einseitig pathologisch orientiert und bildet somit nur einen kleinen Ausschnitt – nämlich den eines „sozialen Problems“ (Hoffmann 2012) – der gesellschaftlichen Wirklichkeit ab.
Wie die Jugendlichen selbst ihre Erfahrungen mit Drogen wahrnehmen und bewerten, welchen Herausforderungen sie gegenüberstehen, was ihnen dabei hilft, aber auch welchen Sinn sie für sich und ihr Leben daraus ziehen – darüber ist im öffentlichen, aber auch wissenschaftlichen Diskurs relativ wenig bekannt.
Seit dem Jahr 2002 widmete sich die RISA-Längsschnittstudie dieses „Tabuthemas“. Unter Einhaltung strenger Datenschutzbestimmungen war es das Ziel, den Drogenkonsum von Jugendlichen und Erwachsenen über einen Zeitraum von ca. zehn Jahren aus einer salutogenetischen (gesundheitsorientierten) Perspektive heraus zu untersuchen. Im Rahmen einer dieser Untersuchungen wurde im Jahr 2006 das Modell der Integration entwickelt.
Dieses Modell der Integration entstand aus einem Anspruch heraus, die vorherrschenden pathologischen, klinisch-psychiatrischen und drogenpolitischen Paradigmen um eine gesundheitsorientierte Perspektive zu erweitern. Das Modell begreift legalen und illegalen Substanzkonsum als Entwicklungsaufgabe, betrachtet ihn ressourcenorientiert und schließt auch positive Einflüsse auf die KonsumentInnen nicht von vornherein aus.
In meiner Dissertation greife ich dieses Modell auf und untersuche damit biographisch relevante Faktoren und Prozesse bei der entwicklungspsychologischen Integration von Drogenerfahrungen bei Jugendlichen. Als Datengrundlage dienen narrative und problemzentrierte Interviews mit 14 Jugendlichen, die über einen Zeitraum von 8 Jahren (insg. 66 Interviews) erhoben wurden.
Leitende Fragestellungen sind unter anderem:
Mit welchen Herausforderungen sehen sich Jugendliche während der Phase der Adoleszenz konfrontiert? Wie gehen sie mit damit um? Wie werden sie dabei unterstützt? Und schließlich: Welchen Sinn sehen die Jugendlichen selbst in ihren Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen?
In diesem Vortrag werde ich das Modell der Integration vorstellen und erste Ergebnisse meiner Arbeit präsentieren.