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Am Anfang war das Drogendelikt. Eva und Adam nahmen von der verbotenen Pflanze und wurden mit der Vertreibung aus dem Paradies bestraft. Theologen mögen einwenden, dass dies eine allzu profane Deutung des Sündenfalls sei, doch wenn wir die Geschichte aus dem Buch Genesis beim Wort nehmen, kann kein Zweifel daran be stehen, dass es sich bei der verbotenen Frucht um eine psychoaktive, bewusstseinsverändernde Pflanze – eine Droge – handelt. Und ebenso klar ist, dass Eva und Adam über ihre Eigenschaften im Dunkeln gelassen wurden: Die Autorität im Garten Eden hatte die Pflanze verboten, weil ihr Genuss angeblich tödlich sei. Mit dieser noblen Lüge – »nobel«, weil Gott per se nur das Beste für seine Ge- schöpfe im Sinn hat, und »Lüge«, weil es sich um Desinformation handelte – steht und fällt die ganze Dramaturgie der Geschichte.

Denn was wäre geschehen, wenn Gott die Paradiesbewohner über »Risiken und Nebenwirkungen« des Präparats vom »Baum der Erkenntnis« sachgemäß aufgeklärt hätte? Eines kann man mit Sicherheit sagen: Der Menschheit wäre viel Ärger erspart gebliebenMtthias Bröckers hat wieder ein spannendes und provokantes Buch geschrieben und wird dazu einen Vortrag halten.  http://www.broeckers.com/bucher/rezensionen-drogenluege/
Mathias-Broeckers-150

Mathias Bröckers, * 26. Juni 1954 in Limburg an der Lahn ist freier Journalist, der vor allem für die taz und Telepolis schreibt. Bekannt geworden ist er als Autor von Sachbüchern, die für eine Legalisierung von Hanf argumentieren. Seit 2001 erlangte er größere Bekanntheit mit Ent-Schwörungstheorien zum 11. September 2001.  Von 1980 bis 1991 arbeitete er als Kulturredakteur und schließlich als Wissenschaftsredakteur der taz. Neben dem journalistischen Tagesgeschäft gab er 1985 sein erstes Buch mit Texten des Berliner Kabarettisten Wolfgang Neuss heraus und 1989 eine Dokumentation anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der alternativen Tageszeitung („Die taz – das Buch“). Letzteres erschien im Zweitausendeins-Verlag, der damit auch zu seinem späteren Hausverlag werden sollte. Er hat die Satire-Seite „Die Wahrheit“ etabliert, die heute noch besteht. Danach war er Kolumnist der Zeit, der Woche und Autor vieler naturwissenschaftlicher Radiosendungen für den SFB.